Das Archiv Block
Das Archiv Block beinhaltet eine umfassende Sammlung von Dokumenten, Fotos und Publikationen,
die René Blocks 60-jährige Tätigkeit als Verleger, Galerist und Kurator widerspiegeln. Im Zuge des Ausstellungsprojekts Ich kenne kein Weekend im Neuen Berliner Kunstverein und der Berlinischen Galerie im Jahr 2015 begann die Kunsthistorikerin Dr. Birgit Eusterschulte mit der Erschließung des Archivs. Seitdem wird es von Katrin Seemann betreut.
Das Archiv ist in Teilen für Forschungszwecke zugänglich. Ausgewählte Materialien wie Einladungskarten, Plakate oder Kataloge können erworben werden.

Seit den 1960er-Jahren ist René Block ein wichtiger Protagonist und zugleich aufmerksamer Beobachter der internationalen Kunstwelt. Themen wie der Kapitalistische Realismus, Fluxus, Neue Musik und der Stellenwert von Grafiken und Multiples standen dabei im Mittelpunkt seines Schaffens. Das Archiv enthält René Blocks umfangreiche Korrespondenzen mit Künstlerinnen und Künstlern, Institutionen und anderen Kulturschaffenden. Ergänzt wird es durch ein Bildarchiv, das Ausstellungen, Kunstwerke und deren Schöpferinnen dokumentiert sowie durch Drucksachen und Presseartikel, die die Rezeption seiner Arbeit nachzeichnen.
Anfragen bitte an: info@editionblock.de
Ansprechpartnerin: Katrin Seemann

René Block und die Internationale der Unterschätzten
Vor über 60 Jahren, im Jahr 1964, gründete René Block seine Galerie René Block in West-Berlin zu einem Zeitpunkt, als zwischen Ost und West der Kalte Krieg herrschte und die Teilung Deutschlands und Berlins wie zementiert schien. Gleich mit ihrer ersten Ausstellung Neodada, Pop, Dècollage, Kapitalistischer Realismus, an der u. a. KP Brehmer, KH Hödicke, Sigmar Polke, Gerhard Richter und Wolf Vostell teilnahmen, wurde die Galerie auf Anhieb zu einer zentralen Anlaufstelle einer neuen Generation. Von Anfang an fühlte sich Block der Demokratisierung der Kunst verpflichtet. Block veranstaltete legendäre Performance-/Happening-Soiréen und stellte die Avantgarde jener Zeit aus: allen voran Joseph Beuys, dann Gerhard Richter und Sigmar Polke, Nam June Paik und John Cage, Allan Kaprow und Robert Filliou, Marcel Broodthaers, Richard Hamilton und On Kawara. Er wurde einer der wichtigsten Promoter und Sammler von Fluxus und blieb dieser „Internationale der Unterschätzten“ bis heute treu.

Mit Beuys gelang ihm 1974 anlässlich der Eröffnung seiner New Yorker René Block Gallery der wohl wichtigste Auftritt als Galerist. Die Mythen umwobene Coyote-Aktion I like America and America likes Me von Joseph Beuys machte den deutschen Galeristen international bekannt. Drei Jahre dauerte das New Yorker Abenteuer, das davon geprägt war, einen Hauch Europa in die New Yorker Szene zu transportieren.

Blocks Arbeitsfelder bis in die 1970er Jahre hinein sind vielfältig. Als jüngster Galerist ist er 1967 an der Gründung des Kölner Kunstmarkts beteiligt und organisiert 1972 die erste Fachmesse für multiplizierte Kunst in Berlin. 1972 kuratiert er ebenfalls die Ausstellung Szene Berlin Mai ´72 (Berlin, Stuttgart, London und Hamburg) und die Ausstellung Grafische Techniken für den Neuen Berliner Kunstverein. Für die Akademie der Künste und die Berliner Festspiele konzipiert er Ausstellungen wie New York – Downtown Manhattan: SoHo (1976), übernommen durch das Louisiana Museum, Dänemark und Für Augen und Ohren (1980), übernommen vom Museum ARC, Paris. Daraus folgte ein Jahr später die Ausstellung Art, Allemagne, Aujourd’hui als erste Ausstellung deutscher Nachkriegskunst in Frankreich. Schließlich arbeitet er von 1982-92 als Leiter der Programmbereiche Bildende Kunst und Musik des Berliner Künstlerprogramms des DAAD und wirkt so entscheidend am internationalen Netzwerk bildender Künstlerinnen und MusikerInnen in Berlin mit.

René Block gab wegweisende Publikationen und Editionen heraus, betätigte sich parallel zur Galerietätigkeit auch als Initiator vieler freier Projekte und wurde nach Schließung der Galerie ein international erfolgreicher Ausstellungsmacher. Nach seiner Tätigkeit beim Künstlerprogramm des DAAD, war er zwischen 1993-95 Ausstellungsleiter beim Institut für Auslandsbeziehungen (IFA) Stuttgart. Das Kernelement seines Wirkens als Galerist und Kurator war und ist gelebter Internationalismus. In dieser Mission kuratierte er eine Reihe von Biennalen – darunter die Biennale des Friedens in Hamburg (1985), die Biennale von Gwangju (2000), die Biennale Love It or Leave It in Cetinje (2004), den October Salon in Belgrad (2006) sowie den Nordischen Pavillon auf der Biennale Venedig (2007) – und gab jeweils umfangreiche Grafikmappen heraus. Seine Biennalen von Sydney The Readymade Boomerang (1990) und Istanbul Orient/ation (1995) setzten dabei neue Maßstäbe. Zwischen 1997-2007 leitete er das Fridericianum in Kassel, den Ausstellungsort der Documenta. Als herausragende Projekte aus dieser Zeit gelten die Ausstellungen Echolot oder 9 Fragen an die Peripherie (1998) sowie die Balkan-Trilogie (2003-2005), ein über zwei Jahre realisiertes innovatives Großprojekt, das in unterschiedlichen Formaten von Ausstellungen bis Symposien und Workshops sowohl in Kassel als auch in den Balkan-Regionen selbst stattfand. Die Hinwendung zum Balkan führte zu einem andauernden Engagement in der Türkei, das 2008 in die Gründung des Ausstellungsraums für türkische Kunst Tanas in Berlin mündete.
2008 initiierte René Block die Kunsthal 44Møen in Dänemark, für die er bis 2024 als künstlerischer Leiter tätig war. 2015 widmet der Neue Berliner Kunstverein zusammen mit der Berlinischen Galerie und dem Lentos Kunstmuseum Linz René Block eine umfangreiche Ausstellung mit dem Titel Ich kenne kein Weekend. 2022 kuratierte René Block die dritte Riga-Biennale unter dem Titel Exercises in Respect, die wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine kurz vor der Eröffnung abgesagt werden musste. Anlässlich von René Blocks 80. Geburtstag richtete das Neue Museum Nürnberg eine Retrospektive seiner Multiple-Editionen mit dem Titel Drei Hubwagen und ein Blatt Papier aus, die 2024 gemeinsam in den drei niederrheinischen Museen in Goch, Kleve und Moyland gezeigt wurde. In dem begleitenden Katalog, der als Gesamtverzeichnis der Edition Block angelegt ist, werden zum ersten Mal sämtliche von der Edition Block verlegten Auflagenobjekte erfasst und kommentiert.

René Block wurde 1973 mit dem Deutschen Kritikerpreis, 1994 mit dem dänischen Arthur Køpckes Mindefond, 2005 mit dem Art Cologne-Preis und 2007 mit dem Hessischen Kulturpreis ausgezeichnet. 2002 erhielt René Block den Order of Australia (AM), seit 2008 ist er Honorarprofessor an der Hochschule für Künste Bremen.
Dieser Text basiert auf dem Vorwort von Marius Babias und Stella Rollig zur Publikation René Block.
Ich kenne kein Weekend, hrsg. vom Neuen Berliner Kunstverein, der Berlinischen Galerie und dem Lentos Kunstmuseum Linz, Verlag der Buchhandlung Walter König, Köln 2015