Sigmar Polke
…höhere Wesen befehlen
1968
EB10
14 Offsetdrucke, 31,5 x 22 cm, nicht signiert, nicht nummeriert
80 Exemplare + 10 AP
davon Edition A: 50 Exemplare in Karton mit 4 signierten Zeichnungen, auf Vorsatzblatt nummeriert (1/50-50/50)
Edition B: 30 Exemplare in Mappen, auf Vorsatzblatt nummeriert (1/30-30/30)
Edition C: 10 h.c. Exemplare, davon 8 seit 2005 in Sammelmappe mit Zertifikat des Herausgebers (h.c. 1/8-8/8)
Edition D: Mehrdrucke, rückseitig vom Herausgeber nummeriert und zertifiziert
einzelne Mehrdrucke (Edition D) erhältlich
»Lieber Block! Anbei die Fotos für die Edition. Sie wird ganz große Klasse, denken Sie nicht?«, schreibt Polke im September 1968 an den Galeristen und ergänzt, dass er »als Verständlichmachung noch eine Inhaltsangabe mit kleinen Erläuterungen« zu den Fotografien erstellt habe.1 Die Auflagenmappe »… höhere Wesen befehlen«, auf deren Produktion sich Polkes Überlegungen beziehen, besteht aus je vier unikalen Zeichnungen von Polke und 14 Offsetdrucken nach Fotografien von Polke und Chris Kohlhöfer. Die vier originalen Zeichnungen einer Mappe wurden jeweils von Polke zusammengestellt und befinden sich in einzelnen Passepartouts. Die im Brief beschriebene Inhaltsangabe mit kurzen Erläuterungen findet sich in Frakturschrift auf einem braunen Vorsatzblatt zur Mappe. Der Aufstellung der enthaltenen Druckgrafiken ist eine allgemeine Information zum Inhalt vorangestellt: »Die Drucke sind nicht nur als einfache Abbilder der Objekte oder Handlungen gedacht, sondern als unmittelbare Träger der Idee des Gezeigten, zumal die Objekte nicht mehr existieren oder jederzeit wieder hergestellt werden können. Sie wurden gemacht, um sie als Fotos zu zeigen.« Zu den acht Blättern der Palmen_-Serie, die im Verzeichnis folgt, heißt es: »8 Fotos aus der Serie ›Die betende Palme‹, Möglichkeitsformen der Palme, eine Palme in verschiedenen Zuständen, aus verschiedenem Material, aus kleinen Tätigkeiten heraus entstanden«. In dieser Serie kann ein gewundener Zollstock ebenso zum Palmenmotiv werden wie der posierende Polke unter Zuhilfenahme einiger aus Papier gefertigter (Palm)Blätter oder ein aufrecht stehender Handschuh. Die ironische Dimension dieser Edition treibt nicht zuletzt der Titel _»… höhere Wesen befehlen« auf die Spitze, der gleichermaßen die Vorstellung genialischer Eingebung verspottet wie den Künstler als Schaffenden aus der Verantwortung nimmt. Die Besonderheit dieses Auflagenwerkes liegt auch in der Beigabe von jeweils vier kleinen Zeichnungen aus dem Fundus des Künstlers. Skizzen und Aquarelle auf zum Teil gelochten, karierten oder linierten Ringbuchpapieren, jeweils signiert und mit einem Titel versehen, geben Einblick in das gedankliche Universum des Künstlers und konterkarieren das Prinzip des druckgrafischen Mappenwerks nicht nur durch ihre Originalität, sondern auch in der überbordenden Fülle der skizzenhaft dargebotenen Ideen und Überlegungen.
Sigmar Polke gehört zu den Künstlern, die seit der Eröffnung regelmäßig mit der Galerie Block zusammenarbeiten. Seine erste Einzelausstellung Sigmar Polke. Bilder und Zeichnungen im Mai 1966 wird von einem kleinen Katalog mit einer Einführung von Joseph Beuys begleitet. Die Edition »… höhere Wesen befehlen« wird anlässlich von Polkes zweiter Einzelausstellung in der Galerie Block Moderne Kunst. Bilder von Sigmar Polke im Dezember 1968 vorgestellt. »Meint er’s ernst mit dieser ›modernen Kunst‹? Hat er resigniert? Will er das Ende aller Bildnerei andeuten, die an der Wand hängt, zugunsten einer Phantasie, die keine Rücksicht mehr nimmt auf die Konsumierbarkeit künstlerischer Arbeit?«,2 fragt ein Kritiker augenscheinlich konsterniert im Tagesspiegel anlässlich dieser Ausstellung in der Galerie Block.
Die Kassette »… höhere Wesen befehlen« mit Zeichnungen und Druckgrafiken erscheint 1968 in einer Auflage von 50 Exemplaren. Die Gesamtauflage der Grafiken umfasst 80 unsignierte Exemplare. Wie ursprünglich von Polke vorgesehen wurden die verbliebenen 30 Exemplare 2008 in einer einfachen braunen Mappe (ohne Zeichnungen) herausgegeben. Von den Grafiken existieren zudem Mehrdrucke in unterschiedlicher Anzahl, die vom Herausgeber rückseitig mit Stempelaufdruck als Originaldrucke verifiziert, nummeriert und signiert sind.
Text: Birgit Eusterschulte
1 Brief von Sigmar Polke an René Block (25. September 1968), unveröffentlichtes Manuskript, Archiv René Block.
2 Heinz Ohff, »Wien und Düsseldorf. Zwei Städte in zwei Malern«, Der Tagesspiegel (17. Dezember 1968).


















