Sammelwerk

Grafik des Kapita­lis­ti­schen Realismus (Vorzugs­ausgabe)

1971

EB31

Werkverzeichnisse der Druckgrafik von KP Brehmer, K.H. Hödicke, Konrad Lueg, Sigmar Polke, Gerhard Richter und Wolf Vostell bis 1976 in zwei Bänden
Sonderausgabe zum ersten Band in Leinenschuber mit Grafiken (Selbstbildnisse) der sechs Künstler

120 Exemplare, signiert und nummeriert

Preis auf Anfrage
Ausgewählte Beiträge einzeln erhältlich

Publikation Grafik des Kapitalistischen Realismus, Band 1. Auf dem Cover ist eine schwarz/weiße Grafik von Wolf Vostell, Sie zeigt ein Kampffugzeug, aus dem statt Bomben Lippenstifte abgeworfen werden. Darunter der Titel.
Publikation Grafik des Kapitalistischen Realismus, Band 2. Schwarzes Cover mit weißer Schrift rechts unten: KP BREHMER KH HÖDICKE SIGMAR POLKE GERHARD RICHTER WOLF VOSTELL. Druckgrafik 71-76
Druck von KP Brehmer mit einem gezeichneten Miniatur-Selbstporträt in der Mitte, darunter die Buchstaben KP in fettem Schwarz, die das Werk visuell dominieren. Signatur und Nummer sind mit Bleistift am unteren Rand des Blattes geschrieben.
Druck von KH Hödicke. Vier braune Automatenfotos in zwei Reihen in der Mitte des Blattes, die Hödicke als dunkle Silhouette mit Hut in unterschiedlichen Posen zeigen. Die Gesichter sind mit schwarzen Farbflecken überdruckt. Unten handschriftlich: 104/120. Hödicke
Siebdruck von Konrad Lueg. In der Mitte des quadratischen Blattes ist ein kleines kindlich gezeichnetes Selbstportrait von Lueg, das den Kopf zeigt, am Halsansatz steht Konrad.
Offsetdruck von Sigmar Polke. Mehrfach belichtete Fotografie, die durch die Körperdrehung Polkes während der Aufnahme die dunkle Silhouette von Polkes Kopf zu einer Art Januskopf werden lässt. Verschwommener Hintergrund.
Offsetdruck von Gerhard Richter. Kleinformatiges s/w Foto in der Mitte des Blattes zeigt eine Büste des Künstlers aus Gips auf einem schmalen, hohen Sockel vor dunklem Hintergrund.
Siebdruck von Wolf Vostell zeigt eine zur Seite gekippte, schwarzweiße Nahaufnahme von Vostells Gesicht. Darüber finden sich in schwarzer Lackfarbe gedruckte, handschriftliche Notizen von Vostell, die biografische Eckdaten und Aufenthaltsorte des Künstlers beinhalten wie RHEIN 1932, LOWER MANHATTAN 1963

    Die Publikation Grafik des Kapitalistischen Realismus ist als Werkverzeichnis der Druckgrafik von KP Brehmer, K.H. Hödicke, Konrad Lueg, Sigmar Polke, Gerhard Richter und Wolf Vostell der Jahre 1960 bis 1976 konzipiert. Die detaillierte und systematische Erfassung des druckgrafischen Werkes der sechs Künstler erscheint in zwei Bänden (Bd. 1 1960–71, unter der Mitarbeit des Kunsthistorikers Carl Vogel, Bd. 2 1971–76), und umfasst insgesamt 266 Seiten mit 509 zum Teil ganzseitigen Abbildungen. Die Publikation ist im zweiten Band zudem mit einem Glossar zu druckgrafischen Techniken ergänzt und enthält biografische und bibliografische Angaben.
    Bereits 1967 hatte die Edition Block unter gleichem Titel eine Mappe mit Druckgrafiken dieser sechs Künstler der Galerie verlegt (EB25), für deren Arbeitsansätze René Block die Bezeichnung »Kapitalistischer Realismus« zutreffend fand, wie er im Vorwort des Werkverzeichnisses schreibt.1 Der Text des Vorworts rahmt eine Bildstrecke, die den kapitalistischen Realisten der Galerie Block einer Auswahl von Künstlern des sozialistischen Realismus gegenüberstellt. Block grundiert den Begriff somit stärker politisch als Konrad Lueg und Gerhard Richter dies in der legendären Aktion Leben mit Pop. Eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus im Möbelhaus Berges 1963 in Düsseldorf getan hatten. Ein Bericht dieser Aktion, mit der die beiden Künstler den Begriff prägten, ist zur Kontextualisierung ebenfalls in die Publikation aufgenommen. Eine weitere Bildstrecke zeigt einleitend eine repräsentative Auswahl von Arbeiten der beteiligten Künstler, die nicht dem druckgrafischen Werk zuzuordnen sind. Dann folgen die eigentlichen Verzeichnisse der Druckgrafik. Es sind vor allem die Verzeichnisse von KP Brehmer (1960–71) und Wolf Vostell (1960–71), die eine enorme Produktivität und experimentelle Herangehensweise im Bereich der Druckgrafik in dieser Zeit belegen. »Du hast ein ganz prima Buch gemacht!«, schreibt Richter in Reaktion auf das Erscheinen und unterstreicht den Satz zweifach. »Das erste Kunstbuch was man mit ungetrübter Freude betrachten kann!«2 Für Block markiert die Publikation der Druckgrafik-Verzeichnisse auch die zeitliche Rahmung des Kapitalistischen Realismus. »Für mich bleibt«, heißt es am Ende seines Vorworts, »der Kapitalistische Realismus eine Epoche der Mitte-der-60er-Jahre-Kunst, der ich mich auch weiterhin tief verbunden fühle (ich will hier nicht klären warum).«
    Ein konzeptioneller Clou des Werkverzeichnisses ist eine Auftragsarbeit, die vom Galeristen an die sechs beteiligten Künstler ergeht. Jeder von ihnen ist eingeladen, ein Selbstportrait umzusetzen, das in den individuellen Werkverzeichnissen der Publikation als jeweils letzte Grafik der aufgenommenen Periode gelistet und großformatig abgebildet ist.
    Diese sechs Originalgrafiken mit Selbstportraits, für die Brehmer, Hödicke, Lueg, Polke, Richter und Vostell konzeptuell sehr unterschiedliche Herangehensweisen wählen, erscheinen in einer Auflage von 120 Exemplaren als Teil einer nummerierten Sonderausgabe des Werkverzeichnisses Grafik des Kapitalistischen Realismus. Die Grafiken sind in einen schmalen schwarzen Leinenschuber eingesteckt, der zusammen mit der Publikation in einem weiteren schwarzen Leinenschuber eingepasst ist.
    Insofern René Block den Kapitalistischen Realismus als eine abgeschlossene Epoche betrachtet, erscheint ein Ergänzungsband der Werkverzeichnisse, der die Jahre 1971 bis 1976 umfasst, ohne den programmatischen Titel und auch ohne Beteiligung von Konrad Lueg, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf die eigene Galerietätigkeit verlegt hatte.
    Text: Birgit Eusterschulte

    1 René Block, „Mein letztes Wort (ich will hier nicht klären warum)“, in: Grafik des Kapitalistischen Realismus, Berlin 1971, S. 30.

    2 Gerhard Richter an René Block, n.d., Archiv René Block.