Konrad Lueg
Würfel
1967
EB6
Aufblasbare, farbig bedruckte Plastikfolie
60 x 60 x 60 cm
30 Exemplare
vergriffen
»Konrad Lueg’s Aufblaswürfel«, wie die Edition Nr. 6 auf einem zum Auflagenobjekt gehörigen Etikett genannt wird, entsteht im Kontext der zweiten Einzelausstellung des Künstlers, Würfel und deutsche Muster, im November 1967 in der Galerie Block, in der Lueg Leinwände mit vorgefertigten Musterfolien zeigte. Der aus Plastikfolie gearbeitete aufblasbare Würfel ist mit einem seriellen farbigen Punktmuster bedruckt. Zum Verkauf angeboten wird der Würfel in gefaltetem Zustand in einem kleinen Folienbeutel. Auf einer Papierlasche, die als Verschluss des Beutels dient, sind neben dem Titel und weiteren Angaben zur Auflage auch der Preis und eine Gebrauchsanweisung zu finden. Das Objekt Würfel tritt wie ein konventionelles Produkt aus dem Bereich alltäglicher Konsumwaren auf.
Luegs Malerei der 1960er Jahre, seine Auseinandersetzung mit Tapeten- und Stoffmustern und anderen dekorativen Elementen der Alltagskultur, aber auch mit Motiven aus dem Sport wie Fußballspielern und Boxern, mit denen Lueg schon in der Eröffnungsausstellung der Galerie Block, Neodada, Pop, Décollage, Kapitalistischer Realismus, 1964 teilgenommen hatte, ist sichtlich inspiriert von der amerikanischen Pop Art, etwa derjenigen Roy Liechtensteins, folgt aber ganz eigenen Wegen einer deutschen Pop Art. Gemeinsam mit Gerhard Richter, den er an der Düsseldorfer Kunstakademie kennengelernt hatte, organisiert Lueg 1963 im Möbelhaus Berges in Wuppertal die heute legendäre Performance Leben mit Pop – eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus, und prägt damit die Bezeichnung, mit der auch die Galerie Block eine ironisch-kritische Haltung der künstlerischen Auseinandersetzung mit sozialen, politischen und ästhetischen Phänomenen einer konsumorientierten, kapitalistischen Gegenwart beschreiben sollte. In diesem Verständnis steht Luegs Edition Würfel in Form eines aufblasbaren Plastikobjekts aus »modernem« Material, mit seriellem Dekor und bei geradezu banaler Nützlichkeit (z.B. als dekoratives Objekt im Pool) repräsentativ für die präzise Beobachtung der deutschen Konsumkultur. Gleiches gilt für Luegs Beitrag für die Mappe Grafik des kapitalistischen Realismus (EB25), die ebenfalls 1967 entsteht. 1967 ist auch das Jahr, in dem der Künstler unter seinem Geburtsnamen Konrad Fischer zusammen mit Dorothee Fischer eine eigene Galerie in Düsseldorf eröffnet und die Tätigkeiten als Künstler sukzessive niederlegt.
Text: Birgit Eusterschulte

