Raša Todosijević
Thanks to Raša Todosijević, the grateful poor of the capitalist system

Raša Todosijević gehört, wie Marina Abramović und Mladen Stilinović, zu einer Generation von Künstlerinnen und Künstlern, die Anfang der 1970er Jahren in einer Zeit politischer Umbrüche in Jugoslawien in Erscheinung traten und eine neue kritische Kunstpraxis – „New Art Practice“ – forderten, die sich mit aktionistischen und konzeptionellen, insbesondere aber mit ironischen Strategien gegen das politische und akademische System richtete. Der sechsfarbige Siebdruck gehört zu dem Werkkomplex „Gott Liebt die Serben“, den er Ende der 1980er Jahre begann und der verschiedene Manifestationen umfasst: invertierte totalitäre Symbole, die je nach Kontext in Zeichnungen und Aquarellen, Skulpturen, auf Kopien von Titelseiten von Kunstmagazinen, auf Flaschenetiketten usw. erschienen und mit Sarkasmus auf die Ideologie des nach Tito aufkommenden serbischen Nationalismus reagieren – was durch die Verwendung der deutschen Sprache noch zugespitzt wird. Der selbstironische Satz, der dieser Arbeit den Titel gibt, erscheint hingegen auf Kyrillisch in unterschiedlichen Typografien zwischen abstrakt-konstruktivistischen Formen – ein Hinweis auf die Komplizenschaft von Modernismus, Nationalismus und Kapitalismus.
Text: Eva Scharrer