Weekend
1971/1972
EB32
Koffer mit einem Objekt von Joseph Beuys und 19 Grafiken von KP Brehmer, K.H. Hödicke, Peter Hutchinson, Arthur Köpcke, Sigmar Polke und Wolf Vostell
Koffer: 50 x 64 x 6 cm
Von der geplanten Auflage von 95 Exemplaren wurden etwa 65 Exemplare im Koffer realisiert, alle Beiträge sind signiert, die Grafiken nummeriert
Preis für gesamten Koffer auf Anfrage
Ausgewählte Beiträge einzeln erhältlich
Als eine transportable Auswahl grafischer Blätter ist der Weekend Koffer konzipiert. Der Koffer, der eigens für die Edition Weekend produziert wurde, folgt der Idee, »auf Geschäfts- oder Ferienreisen einen zusätzlichen Koffer mitzunehmen, der eine Auswahl an Kunstwerken enthielt, mit denen man sich im Hotelzimmer oder im Wochenendhaus würde umgeben können«.1
Die Auswahl für das Wochenende fällt auf Beiträge von Joseph Beuys, KP Brehmer, K.H. Hödicke, Peter Hutchinson, Arthur Köpcke, Sigmar Polke und Wolf Vostell, die eingeladen sind, kleine Druckgrafik- Serien für den Weekend Koffer zu entwickeln. Mit dem Titel Ich kenne kein Weekend reagiert Beuys unmittelbar auf die Konzeption der Edition. Für seinen Beitrag in Form eines Readymade versieht er eine Reclam-Ausgabe von Kants Kritik der reinen Vernunft mit dem Stempelaufdruck »BEUYS: ich kenne kein Weekend« und kombiniert sie mit einer handelsüblichen Maggi-Flasche. Beide Objekte sind im Kofferdeckel befestigt, die Maggi-Flasche mit einer Metallklammer am Flaschenhals, das Buch mit zwei breiten Gummibändern. Das Objekt kann im geöffneten Koffer gezeigt werden. Die Grafikserien von Brehmer, Hödicke, Hutchinson, Köpcke, Polke und Vostell, die in Fächern des Koffers untergebracht sind, lassen sich ebenfalls als einen humoristisch-ironischen oder sarkastisch kommentierenden Umgang mit dem Wochenende verstehen: Brehmer und Vostell thematisieren den Fernsehkonsum samt politischer Infiltration, Hödicke entwickelt eine Serie von Suchbildern und Hutchinson setzt sich mit dem Schachspiel auseinander, Köpcke mit der Idee des Ferienhauses und Polke schließlich geht privaten Vergnügungen des Wochenendes nach.
Die im Weekend Koffer versammelten Beiträge verschiedener Künstler führen noch einmal vor Augen, was den Galeristen René Block Anfang der 1960er Jahre im Kern am Aufbruch einer jungen Künstlergeneration interessiert hatte: eine ironisch-provokative Praxis, die, ausgehend von einer genauen Beobachtung des Alltäglichen, des Massenkonsums und der Medien, die gesellschaftliche und politische Realität freilegt und mitunter in humorvoller Tiefgründigkeit reflektiert und kommentiert. Zu Beginn der 1970er Jahre lässt sich der Titel wohl kaum lesen, ohne an Jean-Luc Godards sarkastische Persiflage bürgerlichen Lebens im Kinofilm Week End (1967) und die radikalen ästhetischen Experimente seiner Filmsprache zu denken. Unweigerlich ruft die Konzeption des Koffers aber auch die Erinnerung an Marcel Duchamps Boîte-en-valise (1935–41) wach und knüpft damit an die historischen Avantgarden als wichtige Referenz einer politisierten Neoavantgarde an. Während Duchamps Museum in der Schachtel eigene Werke en miniature versammelt, zeigt Blocks Weekend Koffer einen kleinen Querschnitt der Anfang der 1970er Jahre mit seiner Galerie verbundenen Künstler. Er steht damit zugleich der Praxis der Fluxus-Künstler nahe, Auflagenobjekte in Schachteln und Kästen zur Distribution zusammenzustellen. Zu denken ist etwa an George Maciunas’ Fluxkit (1964), ein Aktenkoffer mit kleinen Objekten, Partituren und anderen Editionen verschiedener Fluxus-Künstler als kollektives Ensemble.
Von den 95 geplanten Exemplaren des Koffers wurden etwa 65 hergestellt. Auf einem Vorsatzblatt sind Titel, Künstlernamen und Herausgeber genannt. Erste Exemplare waren am Griff des Koffers mit einem Anhänger mit Titel und Herausgeber der Edition versehen. Die insgesamt 18 Grafiken des Koffers (Lithografien, Sieb- und Offsetdrucke) sind signiert und nummeriert. Die Koffer wurden auf Anfrage hergestellt. Dies hatte zur Folge, dass in Exemplaren ab 1980 in Beuys’ Beitrag eine Maggi-Flasche mit verändertem Etikett des Herstellers verwendet wird; ab 1986 signiert Wenzel Beuys das Reclam-Buch im Impressum, es ist außerdem mit einem Nachlassstempel des Beuys Estate versehen.
Text: Birgit Eusterschulte
1 »›Ich tue ja manches für die Kunst, aber betteln will ich nicht.‹ Martin Glaser im Gespräch mit René Block«, in: Quartett. Vier Biennalen im Spiegel grafischer Blätter, Berlin: Edition Block, 2008, S. 109.
Arbeiten im Sammelwerk
Weekend
