En Bloc
1969–1972
EB20
Rollschrank mit Objekten von 19 Künstlern der Galerie René Block
Version A: 9 Schubladen, 106 x 45 x 37 cm
10 Exemplare
Version B: 14 Schubladen, 115 x 45 x 39 cm
20 Exemplare
Preis für Rollschrank auf Anfrage
Ausgewählte Beiträge einzeln erhältlich
Künstler: Joseph Beuys, KP Brehmer, Bazon Brock, Hansjoachim Dietrich, K.H. Hödicke, Imi Giese, Imi Knoebel, Bernd Lohaus, Konrad Lueg, Palermo, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Gerhard Rühm, Dieter Roth, Reiner Ruthenbeck, Tomas Schmit, Wolf Vostell, Stefan Wewerka, Lambert Maria Wintersberger
Anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Galerie konzipiert René Block die Edition En Bloc – ein solider hölzerner Rolladenschrank, in dessen Schubladen die Beiträge von 19 Künstlern Platz finden. Eingeladen, ein Auflagenobjekt für den Schrank zu entwickeln, sind diejenigen in Deutschland lebenden Künstler, die das Programm der ersten fünf Jahre der Galerie geprägt haben.
Der Rolladenschrank En Bloc ist in einer Auflage von 30 Exemplaren konzipiert und entsteht in zwei Versionen. Version A, ein dunkler Schrank mit neun Schubladen, erscheint in einer vorläufigen Ausführung 1969 in einer Auflage von zehn Exemplaren, die 1970 fertiggestellt wird; eine zweite Version (B) mit einem etwas größeren Schrank aus hellem Holz mit 14 Schubladen wird 1972 in einer Auflage von 20 Exemplaren fertiggestellt. Die Edition wechselt das Schrankmodell, da 1972 der Schrank der Version A nicht mehr im Handel erhältlich ist. Die im Format etwas kleinere Version A wird den beteiligten Künstlern als Beleg angeboten. Beide Versionen enthalten alle 19 Beiträge und sind auf der Rollladenfront des Schranks mittels einer Schablone mit Titel, Editionsnummer und den Namen der beteiligten Künstler besprüht: »beuys brehmer brock dietrich hödicke imi-giese imi-knoebel lohaus lueg palermo polke richter ruehm rot ruthenbeck schmit vostell wewerka wintersberger«. Die Schubladen aus grauem Plastik der Version B sind mit schwarzen Ziffern nummeriert. Der Umgang der Künstler mit dem vorgegebenen Rahmen der Schublade ist dabei durchaus unterschiedlich: Während einzelne wie Dieter Roth, Wolf Vostell oder Bazon Brock ihre Beiträge unmittelbar in die Schubladen einarbeiten und diese Editionen nur mit der Schublade gezeigt werden können, entwickeln andere wie Gerhard Richter, Gerhard Rühm oder KP Brehmer Objekte, die zur Benutzung oder Betrachtung aus der Schublade herausgenommen werden können. Den bürokratischen Rahmen eines Rollladenschrankes nimmt Joseph Beuys in Gulo borealis insofern besonders buchstäblich, als er ein in Bleistift und Tinte mit dem titelgebenden Begriff beschriebenes Blatt Papier in die Schublade legt. Ganz anders Bazon Brock, der die Schublade zum Teil einer Aktion in der Galerie werden lässt: Er stellt diese in einer Reihe auf, gießt sie mit Beton aus und geht von Schublade zu Schublade, wobei er jeweils einen Abdruck seines Schuhs hinterlässt.
In der obersten Schublade der Version B ist eine metallene Ringbuchleiste eingeschraubt, in die eine Dokumentation eingeheftet ist. In transparenten Plastikhüllen im A4-Format sind auf kopierten Bögen die Biografien der teilnehmenden Künstler bis 1972 und originale Portraitfotos von Jürgen Müller-Schneck enthalten.
Erstmals vorgestellt wird die Version A der Rollschrank En Bloc auf dem Kölner Kunstmarkt 1969. Der Kritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist voller Begeisterung: »Am lebendigsten (und in der Breite günstigen Angebots wohl am sozialsten) ist die Berliner Galerie Block, voll von Einfällen ganz eigener Prägung: Da gibt es zum Beispiel einen Rollschrank ›en bloc‹; schließt man ihn auf, zieht man aus jeder der 17 [sic!] Schubladen eine andere Künstlerwelt hervor. Hödicke legt Wecker und Stempel in den Teer, Vostell bringt eine Radarsirene mit einer reichlichen Portion Spaghetti [sic!] in Kontakt.«1
Mit Fertigstellung der Version B wird der Rollladenschrank En Bloc auch auf dem Stand der Galerie Block während der 4. Internationalen Frühjahrsmesse in Berlin 1972 präsentiert. Diese Ausgabe der Berliner Messe war, organisiert von René Block und als Fachmesse für multiplizierte Kunst ausgerichtet, ein besonderes Anliegen des Galeristen, der mit dem Auflegen von Multiples die Demokratisierung der Kunst ermöglicht sah.2 »Soweit es seine eigene Galerie betrifft, so tut er manches, um offizielle Kunstbegriffe zu unterlaufen«, heißt es in der Frankfurter Rundschau zu dieser Demokratisierungsidee, »er verkauft zum Beispiel einen kleinen Rollschrank mit ›Objekten‹ von Beuys, Vostell, Dieter Rot, Palermo, Polke, Wewerka und anderen (zum Preis von 3600 Mark), der sich eingeschliffenen Konsumgewohnheiten, die Künste betreffend nicht recht beugen will, fast alle diese ›Multiples‹ haben Widerhaken sozialer und ästhetischer Art, die diese Arbeiten wichtig machen.«3
Text: Birgit Eusterschulte
1 Georg Jappe, »Sechs tolle Tag mit der Kunst. Der Kunstmarkt 1969 in Köln«, Frankfurter Allgemeine Zeitung (15. Oktober 1969)
2 René Block, »Dem Multiple gehört die Zukunft!«, in: Vierte Internationale Frühjahrsmesse 1972, Interessengemeinschaft Berliner Kunsthändler, Berlin 1972, n. p.
3 Roland H. Wiegenstein, »Demokratisierung der Kunst? ›Fachmesse für multiplizierte Kunst‹ in West-Berlin«, Frankfurter Rundschau (29. April 1972).
Arbeiten im Sammelwerk
En Bloc

