Rebecca Horn
Handschuh­finger

1973

EB37

Balsaholz, schwarzes Leinen in Leinenkassette
Länge 90 cm

10 Exemplare + 4 AP, signiert und nummeriert

vergriffen

Edition von Rebecca Horn. Eine aufgeklappte schwarze Leinenkassette. Darin liegen die Handschuhfinger, 5 lange, mit schwarzem Leinen ummantelte, spitz zulaufende Holzstäbe, die als Verlängerung der Finger mit einem schwarzen Band an der Hand befestigt werden können. Darunter liegt ein zweites Exemplar.
Schwarz-weiß Foto zeigt die Künstlerin Rebecca Horn, die mit den Handschuhfingern ein Tuch vom Boden aufhebt.

    Im März 1973 zeigt die Galerie Block mit Körperraum die erste Einzelausstellung der Künstlerin, noch im gleichen Jahr entsteht das Auflagenobjekt Handschuhfinger – ein Aktionsobjekt, das für den Gebrauch bestimmt ist.
    Das Auflagenobjekt Handschuhfinger besteht aus einem Paar Handschuhe, das vergleichbar einer Prothese getragen werden kann und die Finger der Hände um ein Vielfaches verlängert. Die aus schwarzem Leinen und langen Balsahölzern gefertigten Handschuhe liegen in zwei Größen für »männliche/weibliche Hände« vor, wie das Editionsblatt erläutert, und werden mit schwarzen Leinenstreifen so am Handgelenk befestigt, dass ein Träger/Performer die »Finger« des Objektes bewegen kann. Wie diese artifizielle Körpererweiterung die Sensibilität des Trägers und die Wahrnehmung des umgebenden Raumes verändert, beschreibt die Künstlerin in einem kurzen Text aus dem Jahr 1972:
    »Die Handschuhfinger sind aus so leichtem Material, daß ich meine Finger ohne Anstrengungen bewegen kann. Ich fühle, taste, greife mit ihnen und bewahre eine feststehende Distanz zu den Gegenständen, die ich berühre. Die Hebelbewegung der verlängerten Finger steigert den Tastsinn der Hand. Ich fühle, wie ich berühre, sehe, wie ich greife, und kontrolliere die Entfernungen zwischen den Objekten und mir in einer selbstgewählten Distanz.«1
    Das Objekt Handschuhfinger steht in einer Reihe von Körper-Erweiterungen, die im Werk von Rebecca Horn seit den späten 1960er Jahren etwa für den Kopf oder die Arme entstehen und skulpturale Elemente und Performance miteinander verbinden. Wie die Künstlerin mit diesen prothesenhaften Objekten Raum und Umgebung erkundet, zeigt die filmische Dokumentation Performances II aus dem Jahr 1973 (16 mm, Farbe, Ton, 36 min) in neun einzelnen Sequenzen, die jeweils einer Körperskulptur und ihren spezifischen Handlungs- und Erfahrungsmöglichkeiten gewidmet sind. In der etwa fünfminütigen Aufnahme einer Performance mit Handschuhfinger sieht man die Künstlerin mit den extrem verlängerten Fingern den Boden eines Raumes und den Rücken eines darin liegenden nackten Körpers abtasten. Das Objekt Handschuhfinger erscheint in einer Auflage von 10 Exemplaren in einer dunkelgrauen Leinenkassette, die in der Deckelinnenseite nummeriert und signiert ist.
    BE

    1 Rebecca Horn, »Handschuhfinger, 1972«, in: Rebecca Horn. The Glance of Infinity, hg. v. Carl Haenlein, Ausst.-Kat. Kestner Gesellschaft, Hannover; Zürich, Berlin, New York 1997, Bd. 1/II, S. 58.