K.H. Hödicke
Magic Window Cleaner
1967
EB7
Scheibenwischer, rote Farbe, Glas, Holzrahmen
30 x 20 x 5 cm
12 Exemplare, signiert
vergriffen
Das Auflagenobjekt Magic Window Cleaner demonstriert die Funktionsweise eines Handscheibenwischers – nicht ohne Ironie wählt K.H. Hödicke dabei eine Bezeichnung dieses Putzutensils aus der Werbung. Seit 1965 verwendet K.H. Hödicke unterschiedliche Glasabzieher, die auf Wandobjekte mit bemalten Fensterscheiben oder anderen Bildflächen zum Einsatz kommen und die Möglichkeiten der Malerei befragen. Diese Objekte lassen sich zum einen als Antwort auf die amerikanische Pop Art verstehen, vor allem aber sind sie Ausdruck von Hödickes Aufbegehren gegen die Malerei der deutschen Nachkriegsmoderne, in der Informel und Abstraktion zur neuen Doktrin geworden waren. Geradezu demonstrativ widersetzt sich Hödicke malerischer Subjektivität und Expressivität und zerlegt das Medium der Malerei in seine Bestandteile. Das rückseitig mit roter Farbe bemalte und in Holz gerahmte Glas ist scheinbar mit dem titelgebenden Magic Window Cleaner gesäubert worden, doch der Reinigungsprozess ist nur bis knapp zur Hälfte ausgeführt und der Cleaner selbst ist hinter der Scheibe verblieben. Die gesäuberte Fläche offenbart indes nur den Blick auf eine weitere rote Fläche.
K.H. Hödicke ist seit Eröffnung der Galerie Block 1964 regelmäßig an Ausstellungen der Galerie beteiligt. Allein bis 1967 ist der Maler mit drei Einzelausstellungen vertreten: Passagen. Verzerrungen (1965), Window Panes (1967) und Passage mit Fenstern (1967) zeigen unter anderem Gemälde von Einkaufspassagen und Schaufenstern, in denen sich der nächtliche Kurfürstendamm mit Neonreklamen verzerrt reflektiert und die Konsumartikel der Auslagen durchscheinen. In der Ausstellung Passagen. Verzerrungen 1965 installierte Hödicke zudem eine große Glasscheibe im Raum, in der sich Bilder und Raum, Beleuchtung und sich bewegende Besucherinnen und Besucher spiegelten. »Im Vorbei entstehen Abläufe, Bewegung wird optisch erfahrbar. Ist die Scheibe bemalt oder beklebt, so ergeben die veränderten Durchsichten und Überlagerungen von Bild auf der Scheibe, Bild durch die Scheibe und Bild reflektiert von der Scheibe ständig veränderte Mischverhältnisse«, schreibt Peter O. Chotjewitz im Katalog über Hödickes Passagen. »Während die Bilder zwei in einem sind und damit die je differenzierte Erscheinung, nämlich wiedergegebene Realität und selbst Realität, sind die Bilder der Scheibe Realität als solche.«1
Die Konstruktion des Bildes und das Verhältnis von Realität und deren Wiedergabe interessiert Hödicke auch in Objekten wie dem Multiple Magic Window Cleaner. Sie untersuchen die Malerei jenseits der Konventionen der Malerei und zeigen das vor und hinter der Leinwand Liegende. Dabei führen sie das Verhältnis von opaker und transparenter Bildfläche, von realem Bildträger und illusionärer Malerei buchstäblich vor.
Text: Birgit Eusterschulte
1 Peter O. Chotjewitz, »Veränderungen«, in: K. H. Hödicke. Passagen, Ausst.-Kat. Galerie Block, 1965, n.p.
