Erwin Heerich
Faltschachtel
1970
EB24
Braune und schwarze Pappe, gefaltet, geklebt, geheftet
60 x 60 x 2 cm
75 Exemplare, signiert
900 Euro
Erwin Heerich, der wie Joseph Beuys bei Ewald Mataré an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert hatte und später dort unterrichtete, zeichnet in den 1950er Jahren isometrische Konstruktionen und entwickelt erste Plastiken aus Karton, die den Künstler in den 1960er Jahren bekannt machen. Das einfach zu bearbeitende Material ermöglichte dem Bildhauer, der für seine aus geometrischen Grundformen entstehenden Plastiken auch mit Holz, Beton und Marmor arbeitete und in den 1980er und 90er Jahren elf begehbare Skulpturen als Pavillons der Museumsinsel Hombroich realisierte, die in Zeichnungen entwickelten Raumvorstellungen schnell und eigenhändig als dreidimensionale Objekte umzusetzen. Dem vermeintlich einfachen, wenig künstlerischem Material Karton wird so ein eigener Wert beigemessen. Aus dreidimensionalen Faltungen entstehen Konstruktionen, die nicht als Modelle für eine spätere Umsetzung in einem anderen Material zu verstehen sind, sondern als eigenständige Objekte. Die Edition Faltschachtel ist aus vorgestanztem, braunem und schwarzem Karton gefaltet, geklebt und an einigen Stellen rückseitig geklammert. Die dreidimensionale Körperlichkeit des minimalistischen Objekts, dem hier die Grundform eines flachen Quadrats zugrunde liegt, ergibt sich aus den Faltungen, denen ein genauer Planungsprozess vorrausgeht. Der Titel Faltschachtel hebt das Konstruktionsprinzip der Faltung und die Alltäglichkeit des kunstfernen Materials hervor, mit denen Heerich an der Erweiterung des klassischen Skulpturbegriffs arbeitete. Die Editionsangaben befinden sich auf einem papiernen Aufkleber, auf dem das Auflagenobjekt auch nummeriert und signiert ist.
Text: Birgit Eusterschulte
