Robert Filliou
A World of False Finger­prints

Zu Beginn des Jahres 1975 werden in der Ausstellung Robert Filliou. A World of False Fingerprints (Part 1) alle 98 Exemplare der gleichnamigen Edition gezeigt. Das zweiteilige Auflagenobjekt besteht aus einem quadratischen Kästchen aus Holz, in dessen Boden Filliou mit Bleistift jeweils das Portrait eines Künstlers, eines Schriftstellers oder einer historischen Persönlichkeit gezeichnet hat (tatsächlich sind insgesamt nur sechs Frauen darunter). Unter die kleinen, skizzenhaft gehaltenen Portraits setzt er jeweils mit schwarzer Stempelfarbe seinen eigenen Fingerabdruck. Am unteren Rand des Kästchens ist der Name des/der Portraitierten genannt, auf dem oberen findet sich der Titel der Edition und die Signatur des Künstlers. Teil des Auflagenobjektes ist außerdem ein Offsetdruck, der das gesamte Projekt der »Welt der falschen Fingerabdrücke« dokumentiert und als Zertifikat fungiert. In alphabethischer Reihenfolge finden sich hier die Namen aller Portraitierten in kleinen quadratischen Feldern, die jeweils mit einem Fingerabdruck des Künstlers versehen sind. Auf dem Blatt mit 98 Namensfeldern – das erste und das letzte Feld weisen auf die Fortsetzung des Projektes hin – sind jeweils Name und Fingerabdruck eines Feldes mit dem Hinweis auf das entsprechende Objekt überklebt: »See Original No. …« heißt es dort auf einem kleinen Papieraufkleber, gefolgt von Nummerierung und Signatur des Künstlers. Dokumentation und Zertifikat greifen so ineinander und weisen vor allem den Portraitkasten in seinem unikalen Charakter aus. Fillious Auflagenobjekt A World of False Fingerprints fragt nach der Bezeugungskraft des Fingerabdrucks, spielt mit Originalität und Wahrheit, und setzt einen echten (Fillious) Fingerabdruck (die unverwechselbare Spur einer Person) gegen die falsche Zuordnung zu einem gezeichneten Abbild (einem Portrait, das dem Prinzip der Ähnlichkeit folgt). Was ist falsch? Was ist richtig? Tatsächlich gibt es in Fillious World of False Fingerprints eine richtige Zuordnung eines Fingerabdrucks: Dieser findet sich auf der Einladungskarte zur gleichnamigen Ausstellung von 1975 in der Galerie Block und ist der des Künstlers.
Text: Birgit Eusterschulte