Gerhard Rühm
Für Lidice
1967
EB12A
Montage, Karton, Zeitungspapier
15 x 21 cm
400 Exemplare, unsigniert
400 Euro
Der Beitrag von Gerhard Rühm für die Ausstellung Hommage à Lidice 1967 in der Galerie René Block ist eine kleine Montagearbeit. Wie in der Schablone für Zeitungsleser (EB12) der Name des Künstlers, so wurde für diese Arbeit ein Ausrufezeichen von 11cm Höhe und 1cm Breite aus schwarzem Karton gestanzt. Die beiden ausgestanzten Teile wurden vom Künstler neben die Öffnungen auf den Karton geklebt. Hinter die Öffnungen ist ein einer Zeitung entnommenes Bild angebracht. So entstanden drei Bildebenen. Als Bildmotive wählte Rühm einen Ausschnitt einer Reportagefotografie aus dem Zweiten Weltkrieg. Es war 1967 nicht möglich, diese subtile Arbeit so zu fotografieren, dass der sowohl poetische wie auch anklagende Charakter der Montage im Katalogdruck wiedergegeben werden konnte. So wurde entschieden, das Werk zu multiplizieren und jedem Katalog als Originalarbeit beizulegen. Aufgrund der verschiedenen Zeitungsbilder entstanden 400 Unikate. Sie sind bis auf wenige Exemplare unsigniert.
Die Ausstellung Hommage à Lidice erinnerte an das Dorf Lidice in der Nähe von Prag, das 1942 von Soldaten der Wehrmacht aus Rache für die Ermordung des stellvertretenden Reichsprotektors für Böhmen und Mähren, Heydrich, vernichtet worden war. Die männlichen Dorfbewohner wurden getötet, die Frauen und Kinder deportiert. Die Ausstellung sollte komplett einem damals geplanten Museum in Lidice geschenkt werden. An dieser Aktion der Solidarität 25 Jahre nach dem Massaker beteiligten sich neben Gerhard Rühm die Künstler H.P. Alvermann, Joseph Beuys, KP Brehmer, HJ Dietrich, Gotthard Graubner, KH Hödicke, Bernhard Höke, Jörg Immendorff, Bernd Koberling, Konrad Lueg, CO Paeffgen, Palermo, Sigmar Polke, Chris Reinecke, Gerhard Richter, Dieter Roth, Günther Uecker, Wolf Vostell, Stephan Wewerka und Lambert M. Wintersberger.
Dreißig Jahre später wiederholte René Block den Aufruf zum Gedenken an die Opfer dieses Verbrechens für die nächste Künstlergeneration. An dem Projekt Pro Lidice beteiligten sich 1997 zehn Künstlerinnen und 21 Künstler, so dass insgesamt 52 Werke als Basis für ein Museum übergeben werden konnten.
An dem dritten Aufruf René Blocks Remember Lidice im Jahr 2015 nahmen 23 Künstlerinnen und 21 Künstler aus 23 Ländern teil.
Den Arbeiten der insgesamt 96 Künstlerinnen und Künstler wurde in Lidice ein Museum eingerichtet.
Text: Katrin Seemann
