Sunah Choi
Karo

2020

EB99

Pulverbeschichteter Stahl, Seil, DVD,
210 x 52 x 1,5 cm (a), 196 x 62 x 1,5 cm (b), 180 x 74 x 1,5 cm (c)

9 Exemplare (3 Variationen mit jeweils 3 Exemplaren), signiertes und nummeriertes Zertifikat

3.600 Euro (Einzelpreis)
9.000 Euro (Serie mit 3 Variationen)

Edition von Sunah Choi. Ein rautenförmiges Gitterelement aus schwarzem, pulverbeschichtetem Stahl hängt an einem Seil von der Decke eines Galerieraumes. Aus dem Gitter wurden drei organische Formen gefräst.
Edition von Sunah Choi. Ein rautenförmiges Gitterelement aus schwarzem, pulverbeschichtetem Stahl hängt an einem Seil von der Decke eines Galerieraumes. Aus dem Gitter wurden drei organische Formen gefräst.
Edition von Sunah Choi. Ein rautenförmiges Gitterelement aus schwarzem, pulverbeschichtetem Stahl hängt an einem Seil von der Decke eines Galerieraumes. Aus dem Gitter wurden drei organische Formen gefräst.
Installation Karo von Sunah Choi. In einem Galerieraum hängen 7 rautenförmige Gitterelemente von der Decke. Auf beiden Seiten befinden sich Projektoren, die jeweils eine Farbfläche auf die gegenüberliegende Wand projizieren, in der man Schatten der Gitterelemente sieht. Der abgedunkelte Raum ist dadurch in bläuliches Licht getaucht.

    Die dreiteilige Edition Karo (in Auflage zu je drei Exemplaren) wurde in den Räumen der Edition Block in einer raumgreifenden Installation präsentiert. Ausgangspunkt für die Arbeit ist Sunah Chois langjährige Beschäftigung mit dem Motiv des Fensters als skulpturales Element, sowie mit dem Design und der Funktion von Fenstergittern, wie sie über Jahrhunderte in verschiedensten Kulturen eingesetzt wurden. In ihnen vereinen sich funktionale – Schutz vor Ein- oder Ausbruch – und dekorative Aspekte, geometrische und florale Formen. Die rautenförmigen Gitterelemente hängen an Seilen frei im Raum, wobei es drei Variationen gibt, die sich jeweils in den Winkelgrößen der Rhomben und der Dichte der Gitter unterscheiden. Sie lassen sich als vergitterte Fenster in unterschiedlicher perspektivischer Verkürzung lesen, sind jedoch durch das Fehlen einer architektonischen Einbindung ad absurdum geführt. Ohne Wände freigestellt im Raum schwebend werden sie zu durchlässigen Sehapparaten, die den Blick lenken und das durch sie Gesehene in Einzelbilder und Sequenzen einfassen. Damit erinnern sie auch an die in Planquadrate unterteilten Rahmen, wie sie seit der Renaissance als Hilfsmittel zum Vermessen und zum perspektivischen Zeichnen benutzt werden und mehrfach von Albrecht Dürer dargestellt wurden – etwa in seinem theoretischen Werk Vier Bücher von menschlicher Proportion (1528), dort ebenfalls in perspektivischer Verkürzung.
    In die Gitter aus pulverbeschichtetem Stahl lies Choi organisch geformte Auslassungen fräsen, deren Formen wiederum auf von Bäumen herabgefallene Blätter zurückgehen, die die Künstlerin gesammelt und sorgfältig archiviert hat. In ihrem Minimalismus spielen sie, wenn auch radikal abstrahiert, auf die oft Pflanzenmotiven nachempfundenen Ornamente schmiedeeiserner Fenstergitter an. Das Motiv der Rauten- oder Diamantform eines durchlöcherten Gitters hat seinen Ursprung zudem in dem Gemälde Les épaves de l’ombre (1926) von René Magritte und wurde von Choi in einer Reihe von Arbeiten skulptural aufgegriffen und weiter variiert. Um den Eindruck eines Fensters, dessen primäre Funktion ja das Einlassen bzw. die Regulierung von Licht ist, zu unterstreichen, wirft eine Projektion farbiges Licht an eine Wand – und damit auch den Schatten der Gitterstruktur. Ein dem Objekt beigegebenes, computergeneriertes Video simuliert die Lichtverhältnisse eines Tagesablaufs durch nachempfundene Lichtfarben – Morgengrauen, Sonnenaufgang, zartes Vormittagslicht, helle Mittagssonne, Orangefarbenes Nachmittagslicht, Sonnenuntergang, Abenddämmerung – wobei der Verlauf von zwölf Stunden auf zwölf Minuten heruntergerechnet wurde.
    Text: Eva Scharrer