Mehtap Baydu
Cuma

2016/2018

EB94

Teppich (geknüpft), 200 cm x 300 cm

7 Exemplare + 2 Artist's Proofs, signiertes und nummeriertes Zertifikat

17.500 Euro

Ein großer Wandteppich von Mehtap Baydu an einer weißen Galeriewand zeigt Reihen von Männern, die sich im Freitagsgebet nach vorne beugen, von hinten gesehen in verschiedenfarbiger Kleidung.

    Politik, Religion, Geschlechterrollen und Grenzerfahrungen sind Themen in Mehtap Baydus künstlerischer Arbeit, die mit dem Leben in unterschiedlichen Kulturen unweigerlich verknüpft sind. Der in einer Auflage von sieben Exemplaren produzierte Wandteppich Cuma zeigt Betende in der historischen Haci Bayram Moschee in Ankara beim Freitagsgebet, das ausschließlich Männern vorbehalten ist. Frauen sind von dem wichtigsten Gebet in der islamischen Woche ausgeschlossen.
    Baydu wählte das traditionelle Handwerk des Teppichknüpfens, um die Szene in großem Format darzustellen. Wie in vielen ihrer Werke wirft sie Fragen zur Exklusion von Frauen, zu kulturellen Codes und Geschlechterrollen auf. Ihr Leitmotiv dabei ist der Körper – der eigene, aber auch der von anderen. „Als Künstlerin interessierte mich an dem Anblick der zum Gebet knienden Männer insbesondere die Beziehung von Körper zu Körper. In der körperlichen Nähe und ihrer synchronen Wellenbewegung haben sie fast etwas von Dominosteinen.“1
    Das Motiv hatte für sie Potential, zum Muster für einen Teppich transformiert zu werden. Der (abstrakte) Gebetsteppich, auf dem die Männer knien, wird hier selbst zum Bildträger einer fotorealistischen Darstellung. In der Aneignung durch den weiblichen Blick platziert sie die Darstellung exponierter männlicher Hinterteile humorvoll in einen häuslich „dekorativen“ Kontext. Der Teppich wurde maschinell in Seidentechnik in einer iranischen Manufaktur geknüpft.
    Text: Eva Scharrer

    1 Gespräch mit der Künstlerin am 23. Juli 2022.