K.H. Hödicke
Ohne Titel

Das 2017 in einer Auflage von zwölf Exemplaren erschienene Objekt Ohne Titel entsteht nach einer Konzeption des Künstlers aus dem Jahr 1968. Wie in anderen Werken aus dieser Zeit, etwa die Edition Nr. 14 Römisches Meer, Brandung (1968), experimentiert Hödicke hier mit visuellen Effekten – Spiegelungen, Lichtreflexionen, Transparenz und Deckkraft –, die sich mittels Glases und weißer Plastikfolie in verschiedenen Schichtungen und Kombinationen erzeugen lassen. Das Bildobjekt besteht aus einem quadratischen Bildträger aus Holz, auf dem mittels Klammerung eine gleich große Glasscheibe montiert ist. Ein rechteckiges Stück weißer Plastikfolie von doppelter Länge ist so zwischen Holz und Glas gepresst, dass es an der Oberkante überlappt und über das Glas fällt. Durch einen horizontalen Schnitt entlang der oberen Kante bis zur Mitte der Folie und einem zweiten geraden, vertikalen Einschnitt in die Folie von oben bis zur Mitte fällt diese zur Hälfte in lockerer Drapierung herab
Verschiedene kunsthistorische und ästhetische Bezüge eröffnen sich: vom Faltenwurf als einem wichtigen Thema der Malerei in Frührenaissance und Barock bis hin zur Monochromie und zu Lucio Fontanas eingeschnittenen Leinwänden
Text: Eva Scharrer