Joseph Beuys
Evervess II 1

1968

EB11

Holzkasten (27 x 16,5 x 9,5 cm) mit aufgedrucktem Text, 2 Flaschen Mineralwasser (je 21,5 x 5,5 cm), Filz

40 Exemplare, unsigniert

vergriffen

Edition des Künstlers Joseph Beuys. Holzkiste mit Aufschrift BEUYS EVERVESS II 1 galerie rene block, und zwei Flaschen Wasser der Marke Evervess, eine davon mit Etiketten aus Filz.

    Die Konzeption des Auflagenobjektes ist in Evervess II 1 mit einer Aktion verbunden, die vom Besitzer ausgeführt werden soll. Zwei Wasserflaschen der Marke Evervess stehen in einer Holzkiste mit Schiebedeckel, wobei eine der beiden Flaschen an Hals und Bauch mit Etiketten aus grauem Filz versehen ist, während die andere das originale Etikett des Herstellers trägt. Auf dem Deckel der Holzkiste erläutert eine Handlungsanweisung die Funktion des Objektes: »Sender beginnt mit der Information, wenn II ausgetrunken und der Kronverschluss möglichst weit weggeworfen ist«. Beuys’ anfängliche Skepsis gegenüber dem Prinzip des Readymade zeigt sich hier in einer vom Besitzer auszuführenden Aktion, die die Integrität des Objektes stört und die zugleich Bestandteil der Konzeption ist. Auf die Frage, ob diese Aufforderung ernst gemeint sei, antwortet Beuys: »Eigentlich ist sie ernst gemeint, aber ich wußte natürlich, daß es viele Leute nicht tun. Ich finde das Objekt richtig nur, wenn es getan wird, vorher ist es noch nicht in Aktion gewesen. […] Und wenn Leute diese Aktion gemacht haben und bereuen das, dann müssen sie ja weitergehen und müssen eine weitere Aktion machen und sich wieder so eine Flasche besorgen, und da hätte ich nichts gegen!«1 Wie Beuys im Gespräch weiter erläutert, ist das Vorfinden der Wasserflaschen der Marke Evervess ausschlaggebend für das Objekt, »weil die Elemente konsequent da sind« und die Flasche als »Handelsobjekt […] viel Kommunikation durch Wiederholung«2 schon mit sich bringt. Zusammen mit den hinzugefügten Etiketten aus Filz liegt »das Element von Materie, von Abdeckung, von Dunkelheit [vor], daß in der Flasche aber ein sich bewegendes Element ist, das Wasser, […] im Grunde ist das eine Flasche, die noch etwa den Anspruch eines Quellwassers provoziert, wenn das auch schon ein einfaches amerikanisches Sodawasser ist, aber diese ganzen lebendigen Dinge sind ja auch auf dem Etikett vorhanden. Das ist eine richtige Berglandschaft mit Schnee usw. und da ist noch blau und weiß und … […] wenn ich dieses Etikett nicht gefunden hätte, eine solche Flasche, mit einem solchem Berg, solchen Bergspitzen, dann hätte ich das Objekt überhaupt nicht gemacht.«3
    Die Holzkiste zur Aufbewahrung, auf deren Deckel die Editionsangaben und die Instruktion zum Gebrauch gedruckt sind, entstand auf Vorschlag von René Block. Die Holzkiste kann dabei zugleich als Präsentationselement verwendet werden, auf dem an der Wand hängend die zwei Flaschen gezeigt werden können. Das Auflagenobjekt Evervess II 1 erscheint zum 2. Kölner Kunstmarkt 1968 und wird dort zum Preis von 140,– DM angeboten.
    Text: Birgit Eusterschulte

    1 Jörg Schellmann, Bernd Klüser, »Fragen an Joseph Beuys«, in: Jörg Schellmann (Hg.), Joseph Beuys. Die Multiples. Werkverzeichnis der Auflagenobjekte und Druckgraphik, München, New York, 7. neu bearb. Auflage 1992, S. 9–28, hier S. 12. Der Eigenname der amerikanischen Marke Evervess leitet sich vom englischen effervescence ab, das das Sprudeln oder Schäumen von etwas bezeichnet.

    2 Beuys, in: Schellmann/Klüser, S. 12 und S. 9.

    3 Ebd., S. 12.