KP Brehmer
Blauskala

1969

EB22

Hochdruck auf Plastik, auf Keilrahmen, 70 x 50 cm

Geplante Auflage 12 Exemplare, davon 4 Exemplare realisiert, signiert und nummeriert

vergriffen

Druck auf Plastik von KP Brehmer, Motiv einem Farbmusterbuch entnommen. Sechs Bilder in Blautönen in zwei Spalten auf weißem Hintergrund. In der linken Spalte drei Bilder mit dem Motiv der Silhouette einer Kirche und Bäume am unteren Bildrand. Die drei Bilder nach unten in immer gröberem Punktraster. Rechte Spalte: drei Felder mit Farbton, Linien- und Punktraster.

    Wie das Auflagenobjekt Ideale Landschaft (EB13) zählt die Edition Blauskala zu den Farb- und Druckmuster-Arbeiten KP Brehmers, die seit 1968 entstehen und in denen der Künstler die Bedeutung von Farbwerten in fotomechanisch reproduzierten Abbildungen untersucht. Er legt dabei die grundsätzliche Konstruiertheit von Bildern, vor allem solchen der Werbung und der Medien, offen und macht Mechanismen der ökonomischen und politischen Instrumentalisierung von Bildern sichtbar, indem er sie im wahrsten Sinne des Wortes in ihre Einzelteile zerlegt. Die Grafik Blauskala demonstriert diese Vorgehensweise an einem Bild, das Brehmer selbst einer Referenzsammlung mit Farbmustern für den Klischeedruck entnommen hat. Die Silhouette einer Kirche und einiger Bäume am unteren Bildrand dieser Abbildung geben vor allem dem Himmel und damit den blauen Anteilen des Bildes Raum. In dreifacher Wiederholung des Motivs in unterschiedlichen Rasterungen sind diesem jeweils die verwendeten Strich- und Punktraster in einem äquivalenten Format gegenübergestellt. Das Rasterdruckverfahren wird aber nicht nur auf der visuellen Ebene zerlegt. Die selbstklebende Folie, auf die das Motiv von einer Druckplatte gedruckt wurde, ist ihrerseits zerschnitten worden und auf eine weiße Plastikfolie gezogen, die wiederum auf einen Keilrahmen gespannt ist.
    Am Beispiel der Edition Blauskala zeigt sich, wie Brehmer als ausgebildeter Drucker und versierter Reproduktionsgrafiker Elemente des industriellen Drucks adaptiert und in den Druckprozess manuell eingreift, so dass aus dem kommerziell genutzten Druckverfahren, das prinzipiell hohe Auflagen ermöglicht, wieder originalgrafische Drucke hervorgehen. Dies gilt auch für die Edition Blauskala, deren Konzeption vorsah, jedes Exemplar in einer anderen Blautönung zu erstellen. Von den geplanten zwölf Exemplaren wurden jedoch nur vier Exemplare ausgeführt.
    Text: Birgit Eusterschulte