Nasan Tur
City says...
2010
EB76
6 Radierungen in unterschiedlichen Farben
je 70 x 90 cm
34 Exemplare, signiert. Davon 20 Exemplare in Mappen (nummeriert 1/20 - 20/20). 10 Exemplare als Einzelblätter (nummeriert I/X - X/X). 4 Artists Proofs (nummeriert AP 1/4 - AP 4/4)
3.800 Euro (Portfolio)
750 Euro (Einzelblatt)
Nasan Tur untersucht in dieser Arbeit das politische Potential von Sprache und die Stadt als aktivistischen Raum. Die sechs Drucke der Edition City says … gehen auf eine gleichnamige, seit 2008 fortlaufende Arbeit zurück, die je nach Ort unterschiedliche Formen annehmen kann und in denen die auf den Wänden von Städten angebrachten Botschaften individuelle Stimmungsportraits entstehen lassen. Über einen bestimmten Zeitraum sammelte Tur Graffitis auf den Straßen sechs sehr unterschiedlicher Städte, in denen er sich zu Ausstellungsprojekten aufgehalten hatte: Belgrad, Ljubljana, Mailand, Stuttgart, Wien, sowie seiner Wahlheimat Berlin. In der performativen Aktion Berlin says …, die am Hamburger Bahnhof und bei Tanas aufgeführt wurde, sprühte der Künstler die in Berlin gesammelten Slogans – „Sandra I Love You“, „Soldaten sind Mörder“, „No Respect“, „Dein Stift ist eine Waffe“ usw … – mit der Spraydose auf eine Wand, bis durch die Überlagerung der Botschaften eine nahezu monochrome Fläche entstand. Für die Edition übersetzte Tur die bislang entstandenen Städteportraits in Druckgrafiken. Die Graffiti wurden in der Technik der Weichgrundradierung auf Metallplatten handgeschrieben und anschießend im Säurebad geätzt. Im Abdruck in sechs Farben erscheinen sie auf dem Papier spiegelverkehrt. Zu unterschiedlich geformten und sich zum Zentrum hin stark verdichtenden Farbwolken überlagert, lassen sich die einzelnen Worte und ihre Botschaften nicht mehr entziffern. In ihrer individuellen Akkumulation geben sie eine Art –durch die Hand des Künstlers interpretiertes – Stimmungsbild der jeweiligen Stadt zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder.
„City says … ist eine fortlaufende Arbeit, die ich bereits in allen möglichen Städten der Welt gemacht habe. Für mich ist es eine Serie von zeitgeistigen Stadtporträts. Während ich wochenlang durch die Straßen streife, sammle ich Hunderte von Graffiti, die an Fassaden gesprüht oder gemalt wurden. Da ich mich besonders für den potenziellen Aktivismus in der Bevölkerung jeder Stadt interessiere, sammle ich nur Dinge, die mit der Absicht an die Wände geschrieben wurden, von anderen gelesen und verstanden zu werden. Die Fassaden einer Stadt sind eine Plattform, auf der die Menschen ihre Gedanken, Wünsche, Träume, Meinungen, Forderungen usw. öffentlich zum Ausdruck bringen. Wenn man sie liest, erfährt man, was die Gesellschaft zu der betreffenden Zeit denkt. Anschließend führe ich eine Performance durch, bei der ich die von mir gesammelten Graffiti in unzähligen konzentrierten Schichten auf dieselbe Wand sprühe.“1
Text: Eva Scharrer
1 Nasan Tur in einer E-Mail an die Autorin vom 30. Juli 2022.





