Richard Dunn
100 Blossoms (Five Prisons)

Richard Dunns Arbeiten reflektieren oftmals den historischen und sozialen Kontext künstlerischer Produktion und setzen sich mit der komplexen Frage der Wahrnehmung und Deutung auseinander. Eklektizismus und der Wechsel stilistischer Ausrichtung sind bewusst von Dunn eingesetzte Strategien, um seine Werke einer simplifizierenden Deutung zu entziehen. Indem er perspektivische Zeichnung, realistische Malerei oder Montagetechniken des Films in seinen Arbeiten verknüpft, werden konventionelle Seh- und Interpretationsweisen unterlaufen.
Dunns Beitrag 100 Blossoms (Five Prisons) zur Grafikmappe Aus Australien (EB57) besteht aus fünf als Passepartouts fungierenden Siebdrucken, in die jeweils ein schmales Fenster mit verschiedenfarbigen Radierungen und Aquatinten eingelassen ist. Alle Radierungen zeigen die Gesichter eines sich innig in die Augen blickenden Paares, das sich jedoch nur in manchen der Blätter von den sie überlagernden Gewächsen und der skizzierten, urbanen Architektur befreien kann und deutlich hervortritt. Der eingegerenzte Bildausschnitt sorgt zusätzlich für ein Gefühl der Enge, das durch die schwachen Siebdrucke mit den starren, schematischen Architekturdarstellungen noch verstärkt wird.
Text: Katrin Seemann