KP Brehmer
Das Gefühl zwischen Finger­kuppen ...

1967

EB25

Siebdruck auf Pappe, gefaltet, Samentüten, 60 x 36 x 10 cm

80 Exemplare in Kassette (1/80 – 80/80) + diverse h.c. Exemplare , signiert und nummeriert

3.500 Euro

Edition von KP Brehmer. Imitiert einen Reklame-Aufsteller. In der oberen Hälfte ein Pinup-Girl vor gelbem Hintergrund, das an einer Zigarre zieht. Links oben steht: DAS GEFÜHL ZWISCHEN FINGERKUPPEN. In der unteren Hälfte sind vier Samentüten verschiedener Gemüsesorten montiert.

    Für seinen Beitrag zur Grafikmappe Grafik des Kapitalistischen Realismus (EB25) bedient sich KP Brehmer wie auch bei der Edition Regenschachtel (EB20) der Prinzipien des Produkt- und Warendesigns. Die Objektgrafik Aufsteller 25. Das Gefühl zwischen den Fingerkuppen … ist Teil einer Reihe von Schachteln und Aufstellern, die vorrangig in den Jahren 1965 bis 1967 entstehen und die Formen von Warenverpackungen beziehungsweise Reklametafeln imitieren. Die trivialen Motive der meist auf gefaltete Pappe kaschierten Klischeedrucke entleiht Brehmer der Konsumwelt. Bereits im Jahr 1965 wurden einige dieser frühen Klischeedrucke und Aufsteller in der Ausstellung Trivialgrafik in der Galerie René Block gezeigt. Vor allem in den Aufstellern greift Brehmer wiederholt das Bild der Frau in den Medien auf, spezieller das in der Werbung gerne benutzte Klischee der Verführerin, die allerlei Produkte an den Mann bringen soll.1 Bei Das Gefühl zwischen Fingerkuppen … handelt es sich um einen Siebdruck auf Pappe, der in der Form eines Reklamedisplays gefaltet ist. Die bedruckte obere Hälfte zeigt ein Pin-up-Girl im Profil, das lasziv an einer Zigarre zieht. Die Botschaft dieser fiktiven Reklame bezieht sich jedoch nicht etwa auf den Konsum von Tabak, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. Im Mittelpunkt steht vielmehr ein haptisches Erleben, das mit sinnlichem Genuss aufgeladen wird, wie die neben den Kopf der Frau gedruckten Worte „DAS GEFÜHL ZWISCHEN FINGERKUPPEN“ verdeutlichen. In der unteren Hälfte konterkariert Brehmer diese Suggestion ironisch: Dort reihen sich vier handelsübliche Samentüten aneinander – mit Gemüse und Blumensorten, deren phallische Form die sexuelle Anspielung aus dem Bildmotiv aufnimmt und zugleich ins Lächerliche übersteigert.
    Text: Katrin Seemann

    1 Vgl. Barbara Heinrich, „Elly, Goya und die anderen“, in: René Block (Hg.), KP Brehmer. Alle Künstler lügen, Ausst.-Kat., Kassel: Kunsthalle Fridericianum, 1998, S. 139.