Wolf Vostell
Buch mit elektronischer Tasse
1969
EB17
Holzkasten, akustische Metalltasse, Paperback, rheinisches Schwarzbrot
30 x 24 x 12 cm
30 Exemplare, signiert und nummeriert
vergriffen
Das Auflagenobjekt Buch mit elektronischer Tasse enthält in einem unterteilten Holzkasten eine geräuschempfindliche Tasse mit Stecker, ein signiertes Exemplar des Künstlerbuches Wolf Vostell: dé-coll/agen 1954–1969 mit einem Text von Sidney Simon sowie unter diesem Buch ein rheinisches Schwarzbrot. Die an der Unterseite signierte und nummerierte Emailletasse ist mit einer eingebauten Elektronik mit Fotozelle und Lautsprecher versehen (von Peter Saage) und erzeugt ein elektronisches Gezwitscher, sobald sie angeschlossen wird. Sie ist nicht mit einem Schalter ausgestattet. Um sie abzustellen, muss man sie abdecken. Der Holzkasten ist mit einer schiebbaren Plexiglasscheibe verschlossen, bedruckt mit den Angaben zur Edition sowie der Nennung der Bestandteile: documentation 1954–69 & die geräuschempfindliche tasse & rheinisches schwarzbrot. Da die Bestandteile der Edition durch das Plexiglas zu sehen sind, eignet sich der Holzkasten auch zur Präsentation von Buch mit elektronischer Tasse. Das Künstlerbuch Wolf Vostell: dé-coll/agen 1954–1969, 1969 in Berlin erschienen und von der Galerie Block im Eigenverlag herausgegeben, dokumentiert in zahlreichen s/w-Abbildungen frühe Plakate, Verwischungen, Objekte, Happening-Partituren, elektronische Verwischungen und Objekte des Künstlers. Der Text »Wolf Vostell’s Action Imagery« von Sidney Simon war zuvor im November 1968 in der Zeitschrift Art International erschienen.
In der Ausstellungsreihe Akustische Räume der Galerie Block im Jahr 1970, in der u.a. Konrad Schnitzler, H.J. Dietrich, Nam June Paik und Mauricio Kagel elektronische, technische oder akustische Räume für den Galerieraum entwickelten, hatte Vostell unter dem Titel Induktion einen, wie es auf der Einladungskarte heißt, »elektronisch-psychologischen Raum« eingerichtet. Die Besucherinnen und Besucher konnten sich darin mit einem mit kleinen Lautsprechern und Objekten präparierten Induktionsbrett in der Hand, auf die Suche nach am Boden installierten Magnetfeldern machen. Bei Kontakt mit einem solchen Feld gaben die Lautsprecher auf dem Induktionsbrett elektronische Geräusche von sich. Vostell ist dabei nicht an komponierten oder bestimmten Klangfolgen interessiert, sondern daran, »die Eigenakustik, das Phänomenale an der Akustik […] des Objektes bewußt zu machen«1.
Text: Birgit Eusterschulte
1 Wolf Vostell. 4 elektronische Environments und 1 Happening. Pro musica nova, Aust.-Kat. Bremen 1974, S. 19.
