Gerhard Rühm
das leben chopins und andere ton-dichtungen

Die Doppel-LP das leben chopins und andere ton-dichtungen von Gerhard Rühm enthält sieben Lautgedichte und Sprechtexte des österreichischen Autors, Komponisten und Künstlers.
„meinen ton-dichtungen liegt eine im prinzip gleiche herstellungsmethode zugrunde: ein text wird derart ,in musik gesetzt‘, dass jedem buchstaben ein ton auf dem klavier entspricht, wobei silben – als sprecheinheiten – zusammenklänge bilden können. die musik spiegelt also in abfolge und häufigkeit bestimmter töne das strukturelle gefüge des textes wider. auf die zahlreichen differenzierungsmöglichkeiten dieser ,transformationsmethode‘, die – ähnlich wie reihen in serieller musik – als vehikel der materialselektion und -vernetzung dient, kann hier nicht näher eingegangen werden; die verschiedenen klanggestalten der stücke mögen solche varianten hinreichend andeuten. art und inhalt des textes sind für die musikalische ausarbeitung jedenfalls nicht ohne bedeutung. ist seine entschlüsselung beim blossen hören auch weder möglich noch beabsichtigt, so wird schon der formverlauf, zusammen mit dem titel, die assoziationen des hörers in gewisse richtungen lenken. musik gewinnt damit, über ihren ausdrucksgestischen grundcharakter hinaus, etwas von der zeichenhaftigkeit verbaler sprache. man kann hier also im buchstäblichen sinn von tondichtungen sprechen.“¹

¹ Gerhard Rühm, Text entnommen von LP Gerhard Rühm. das leben chopins und andere ton-dichtungen, Edition Block, 1988.