Dieter Roth
Entenjagd

Das Auflagenobjekt Entenjagd besteht aus einem flachen, mit einem Deckel verschließbaren Holzkasten, der mit Schokolade ausgegossen ist. Eine von Dieter Roth genau festgelegte Anzahl kleiner Spielzeug-Plastikfiguren – Hühner, Enten und Gänse und einige Ritterfiguren – ist in die Schokoladenmasse gesetzt. Die Szenerie im Kasten stellt eine Entenjagd vor, wie der Titel der Edition vorschlägt. Diese findet jedoch unter humoristisch verkehrten Vorzeichen statt – denn die Größenverhältnisse der Plastikfiguren lassen die ungleich kleineren Ritterfiguren zu gejagten werden. Sie waten und kämpfen sich durch die Schokolade, auf der das Federvieh unbehelligt wie auf einem See schwimmt. Humoristisch und subtil wird die dargestellte Szene mit der Deutung des Titels abgeglichen, und es wird unklar, wie der Titel Entenjagd zu lesen ist.
Die einzelnen Auflagen variieren in der Anordnung der in die Schokolade gesetzten Figuren. Wie in anderen Werken, in denen Roth organische Materialien einsetzt, unterliegt hier die Schokolade einem Alterungsprozess, in dem sich Veränderungen im Material zeigen. Nummerierung und Signatur befinden sich seitlich auf dem hellen Holzkasten.
Das Auflagenobjekt Entenjagd ähnelt in Konzeption und Herstellungsweise der Edition Familienbad (1969/72) – Dieter Roths Beitrag für den Rollschrank En Bloc (EB20). Anders als in der humoristisch-heiteren Entenjagd sind dort die Figuren vollständig mit Schokolade übergossen.
Die Edition Entenjagd wird erstmals auf der 4. Vierten Internationalen Frühjahrsmesse 1972 in Berlin zum Preis von 350,– DM angeboten.
Text: Birgit Eusterschulte