Dieter Roth
Schokoladenplätzchenbild
1969
EB19
Schokolade und Joghurt zwischen zwei Plastikfolien
50 x 70 x 1 cm
50 Exemplare, signiert und nummeriert
vergriffen
Für das Multiple Schokoladenplätzchenbild ordnet Dieter Roth (Diter Rot1) 36 flache mit Pfefferminzcreme gefüllte Täfelchen aus Bitterschokolade der Marke After Eight im Quadrat an, gießt die Zwischenräume mit Joghurt aus und vakuumiert diese zwischen zwei großformatigen, rechteckigen Plastikfolien, die das Schokoladenfeld wie ein Passepartout rahmen. Die Verbindung von Schokolade und gesäuerter Milch dieses Materialbildes durchläuft trotz der luftdichten Verpackung einen nicht kontrollierbaren Zersetzungsprozess. Die formal strenge Anordnung der Schokoladentäfelchen, die als ironisches Zitat von Rasterstrukturen der Minimal Art gelesen werden kann, löst sich auf und an ihre Stelle tritt sichtbar ein ungeordneter Zersetzungsprozess, an dessen Ende sehr unterschiedliche Resultate stehen. Die Edition Schokoladenplätzchenbild besteht somit aus einer Serie von 50 unikalen Exemplaren.
Roth, der verschiedentlich Schokolade als Werkstoff verwendete, etwa in der Edition Nr. 34 Entenjagd, 1972, oder in seinem Beitrag für von Künstlern der Galerie Block bestückten Rollschrank En Bloc (EB20), hatte in den frühen 1960er Jahren begonnen, mit organischen Materialien zu arbeiten, darunter auch weitaus vergänglichere Lebensmittel wie Wurst, Käse und Speisereste. Eine Ausstellung mit Anhäufungen aus verderblichen Materialien, von Roth als Schimmelhaufen bezeichnet, die man sich als Materialschichtungen und Assemblagen auf horizontalen Trägerflächen vorstellen kann, zeigte die erste Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie Block 1968. Schimmelhaufen, so auch der Titel der Ausstellung, machen Schimmel-, Verwesungs- und Zersetzungsprozesse zum Gegenstand und sind bei aller materiellen Erweiterung der Skulptur ins Vergängliche vor allem ein radikaler Angriff auf die Ewigkeitsansprüche der Kunst.
Nummeriert und signiert ist das Auflagenobjekt Schokoladenplätzchenbild auf einem Etikett, das sich unterhalb des Schokoladenfeldes zwischen den Folien befindet. Es ist ebenfalls dem Zersetzungsprozess ausgesetzt, so dass sich die dort gemachten Angaben – je nach Verlauf der Materialprozesse – kaum oder gar nicht mehr erkennen lassen.
Text: Birgit Eusterschulte
1 Die Galerie Block verwendete für Ausstellungen und Editionen des Künstlers die Namensschreibweise Diter Rot, die dieser selbst neben anderen Schreibweisen zum Signieren benutzte.

